Mein Vater war Maurer. Als Kind war ich immer sehr stolz auf ihn, wie er braungebrannt von der Arbeit kam. Bis heute schaue ich mir gerne Baustellen mit ihren faszinierenden Kränen an. Ich liebe den Kran, den man in Dortmund Kley von der B1 aus sehen kann, vor allem in der Nacht, weil er dann beleuchtet ist.
Jetzt ist genau gegenüber unserer Wohnung seit einem Jahr eine solche Baustelle. Sie hat mir nicht nur Freude bereitet, weil es ist oftmals laut gewesen. Aber jetzt steht da ein Haus.
Jeden Tag konnte ich zusehen, wie ganz unterschiedliche Menschen an dem Haus arbeiteten. Jeden Tag konnte ich sehen, was wieder dazugekommen war, damit es mal ein Haus mit mehreren Wohnungen wird.
Jetzt ist es fast fertig. Das Dach ist drauf, der Putz ist dran, es fehlt die Farbe.
Gestern als ich es mir nochmal anschaute habe ich die vielen Menschen vor mir gesehen, die miteinander dafür gesorgt haben, das es jetzt hier steht. Sie haben dafür gesorgt, dass demnächst andere Menschen einen Wohnraum finden. Ich kann nur hoffe, dass sie sich der Wesentlichkeit ihrer Arbeit bewusst sind. Ihrer Arbeit für das Miteinander, für die Menschen, für das Leben.
Ohne diese Arbeiter, die sehr oft fröhlich und sich miteinander austauschend an diesem Haus gearbeitet haben, gäbe es dieses Haus nicht. Früher hielt mein Vater oftmals in der Stadt an und sagte, schau mal das Haus haben wir gebaut.
Der ehrwürdige Mönch und spirituelle Lehrer Tich Nhat Hanh beschreibt es mit seinen Worten:
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Das ist die Natur des Interseins. Alles Leben durchdringt sich und ist miteinander verwoben. Es gibt nichts, was alleine aus sich selbst existieren kann.
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Und es fällt uns nicht mehr auf.
Ich bemerkte gerade, wie selten ich die Arbeit anderer Menschen für mich überhaupt noch wahrnehme und schätze. Wie selten nehme wirklich wahr, das all die Dinge, die mir bereitstehen von Menschen gemacht werden?
Hab ich unsere neue Wohnung betreten und an die Arbeit gedacht, die in diesem Haus steckt? Und oftmals sehr ehrliche und anstrengende Arbeit. Nein, ich habe den Ausblick bewundert und das schöne Badezimmer.
Gerade aber, weiß ich auch dieses Haus zu schätzen. Da haben Männer, manchmal auch Frauen, geschuftet und ich habe meinen Nutzen davon.
Was ich sagen will, vielleicht ist es an der Zeit wieder mehr wahrzunehmen, was wir uns gegenseitig schenken, was für auch füreinander leisten. Das verändert die Arbeit. Das verändert den Blick für das, was alles da ist. Das erhöht den Wert.
Und all das gilt nicht nur für die Bauarbeiter, es gilt für die Bäckereifachverkäuferin, für die Ärzte, die Krankenschwester, die Erzieherin, den Lehrer. Wir arbeiten für Geld und wir arbeiten für die anderen, für das Leben.
Und vielleicht macht uns Pädagogen die Vorstellung, dass Kinder immer etwas von uns mit in ihr Leben tragen die Arbeit machmal leichter. Dass sie es vielleicht sogar weitergeben an ihre Kinder. Und das wiederum bedarf dringend der Wertschätzung. Was für eine wesentliche Arbeit.
Vielleicht können wir es uns wieder mehr bewusst machen dieses “Füreinander”. Aber das reicht noch nicht. Wir müssten es auch aussprechen. Öfter mal. Immer wieder. Ganz oft.
Ich glaube, es passt gut in diese Zeit.
https://www.beziehungs-weise-gesund.de/wp-content/uploads/2019/08/glaskugel.jpg9351400Lydia Arndthttps://www.beziehungs-weise-gesund.de/wp-content/uploads/2019/08/lydia-arndt-300x136.pngLydia Arndt2023-02-18 08:23:212023-02-18 08:23:21Zeit für ein bewusstes Füreinander.
Schulen und Kitas haben eines gemeinsam, es ist immer etwas los. Pädagogen sind eigentlich immer in der Begegnung, im Kontakt mit anderen Menschen, kleinen oder großen.
Das ist anstrengend und herausfordernd. Erzieher/Innen arbeiten in der Regel zu zweit in einer Gruppe, Lehrer/Innen arbeiten als sog. Einzelkämpfer in ihrer Klasse.
Was brauchen nun Pädagogen, um immer wieder in die Ruhe und die Kraft zu finden. Sie brauchen Phasen in denen sie die Möglichkeit haben das eigene Nervensystem immer mal wieder zu beruhigen, sie brauchen Phasen um herunterzufahren.
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Warum?
Um wieder in die Präsenz zu kommen, wieder offen für Beziehungen zu werden und um empathisch und fürsorglich sein zu können.
Zu viel Stress macht uns all das unmöglich.
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Ein Ruheraum könnte dabei hervorragend helfen. Ich habe hier schon mal über den Sorgenfreiraum geschrieben. Heute möchte ich Ihnen noch eine andere Möglichkeit zur Beruhigung oder zur Regulation vorstellen, das unterstützende Team.
Wir wissen heute aus der Neurobiologie, dass Menschen sich gegenseitig regulieren können. In meinen Fortbildungen höre ich auf die Frage, was hilft ihnen, wenn Sie gestresst sind: Ich erzähle es meiner Kollegin und die hört zu. Oder ich rufe meinen Mann an. Dann geht es mir besser.
Andere, uns vertraute Menschen sind wichtig und sie können uns helfen mit großen Herausforderung umzugehen und besser mit ihnen zurechtzukommen.
Deshalb wäre es wichtig in pädagogischen Einrichtungen für eine gute Teamkultur zu sorgen. Eine gute Teamkultur heißt, wir nehmen folgendes in den Fokus:
Wie führen wir Gespräche wertschätzend? Wie können wir uns mehr Freundlichkeit zeigen? Wie entwickeln wir mehr Gelassenheit für Fehler? Wie entwickeln wir gegenseitiges Wohlwollen? Wie stärken wir das Verantwortungsgefühl füreinander?
Und ganz besonders wichtig:
.
Wir einigen uns darauf, nicht zu beschämen, nicht zurückzuweisen oder zu maßregeln,
wenn jemand sein Befinden mitgeteilt hat.
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Das alles geht nicht auf Knopfdruck, vielleicht klappt es erst in kleinen Gruppen. Vielleicht braucht es die Frage, bei wem man sich aufgehoben fühlt.
Es geht ja um Teamkultur und Kultur braucht Zeit und Engagement. Und es heißt Teamkultur und dennoch darf die Führungskraft beginnen.
Lassen Sie mich noch ergänzen, hilfreich wären veränderte Arbeitsstrukturen, sagen wir menschlichere Arbeitsstrukturen für Pädagogen.
Dennoch es lohnt sich zu beginnen. Es steckt viel drin in einer guten Teamkultur für die Mitarbeitenden und auch für die Kinder und die Eltern. Denn Teams, die sich gegenseitig unterstützen, regulieren sich gegenseitig. Sie verändern ihre Stimmung und machen Atmosphäre.
Je mehr Menschen im System gut reguliert sind, desto besser für die pädagogische Arbeit und nicht zuletzt für unser Wohlbefinden, für unsere Gesundheit.
Wir können nicht den ganzen Tag gut reguliert sein, verstehen Sie mich nicht falsch. Es geht auf der Stressskala immer mal wieder auf und ab. Der erste Schritt ist, sich dessen bewusst zu werden und zu wissen, es gibt sie die Möglichkeiten.
Die Möglichkeit sich selbst und die Möglichkeit sich mit anderen zu regulieren.
Und besser durch den Tag zu kommen.
https://www.beziehungs-weise-gesund.de/wp-content/uploads/2023/02/sparrows-g853ec1add_1920.jpg6411920Lydia Arndthttps://www.beziehungs-weise-gesund.de/wp-content/uploads/2019/08/lydia-arndt-300x136.pngLydia Arndt2023-02-17 08:38:552023-02-17 08:52:10Was Erzieher/Innen und Lehrer/Innen gut gebrauchen können.
In Zeiten wie diesen, in denen wir am frühen Morgen die Zeitung aufschlagen und uns nur ängstigende Nachrichten erwarten, ist es gar nicht so einfach in der eigenen Ruhe und Gelassenheit zu bleiben.
Heute Morgen, nachdem ich meine Zeitung studiert hatte und ein bisschen bedröppelt aus dem Haus gehen wollte, bemerkte ich schon im Hausflur das schöne Herbstlicht. Die frühe Morgensonne schien auf die gegenüberliegende Wiese, mit ihren alten Bäumen und den weidenden Schafen darauf. Es zeigte sich mir ein ganz idyllisches Bild. Hier gab es sie, die Ruhe und die Gelassenheit, nach der wir uns in diesen Zeiten so sehnen. Hier, in diesem Moment schenkte sich mir eine ganz besondere Atmosphäre. Hier empfand ich Sicherheit, hier empfand ich Frieden.
Und ich vergaß das, was ich zuvor gelesen hatte für diesen kleinen Moment und wurde beim Betrachten ruhiger und hoffnungsfroher.
Da kam ich auf die Idee. Ich werde in den nächsten Wochen friedliche Momente im Außen sammeln, um den Frieden und die Ruhe in mir zu stärken.
Wie kann das gehen, fragen Sie sich vielleicht. In meinen Fortbildungen erzähle ich immer von Fokuslenkung. Ich kann entscheiden, worauf ich meinen Fokus lenke. Zugegeben unser Gehirn zieht es von Natur aus schneller zu all den uns umgebenden Gefahren. Und das ist auch manchmal gut so, will es doch unser Überleben sicher stellen. Schöne und gerade auch die friedlichen Momente gleiten dann einfach an uns ab.
Erst durch die bewusste Wahrnehmung, durch das Vornehmen – Ich will mal friedliche Momente sammeln – haben wir die Chance, dass wir solche Momente in dem ganzen Wirrwarr entdecken, dass etwas davon in unserer Wahrnehmung ankommt. Schenken Sie sich am besten ein Anhalten, ein Innehalten, schenken Sie sich diese friedlichen Momente.
Lächelnde im Spiel vertiefte Kinder; Katzen, die in der Sonne liegen; das Herbstlicht, wie es sanft durch die Bäume scheint; die warme Decke, die sie vor dem Aufstehen nochmal spüren können; ein liebevoll angerichtetes Frühstück; der vor Freude explodierende Hund; das freudige Strahlen in den Augen eines Freundes. Ach, was schreib ich. Sie alle kennen diese Augenblicke. Wir alle kennen diese kleinen friedlichen Momente.
Diese kleinen, friedlichen Momente mit ihrer großen Wirkung. Es sind diese kleinen Momente, die uns helfen die ängstliche oder wütende Aufregung im eigenen Inneren immer wieder zu regulieren. Diese kleinen Momente, die unser strapaziertes Nervensystem immer wieder beruhigen können und unsere Resilienz stärken.
Oder anders gesagt, diese kleinen Momente, die unsere Seele nähren. Was brauchen wir anderes in diesen Zeiten.
Beruhigend ist es auch, wenn wir sie teilen – mit anderen – unsere friedlichen Momente. In der Familie, mit Freunden, im Team.
Heute Morgen bin ich seit längerem mal wieder zum Walking aufgebrochen. Und es hat sich gelohnt. Beim Walken habe ich mein “mindful morning walking” ausprobiert.
Die, die mich kennen wissen, ich arbeite gerne mit der Kraft des Nervensystems. Und mein mindful morning walking hat was für mein Nervensystem getan. Es hat mich beruhigt, es hat mich für eine ganze Zeit lang ruhig und friedlich gemacht, es hat mich beseelt.
Ich bin in einem mir angenehmen Tempo durch den Wald gewalkt. Häufig treibe ich mich an, weil ich denke, es müsse doch schneller sein. Heute lag mein Fokus ganz auf dem Genuss.
Achtsam, in meinem Tempo konnte ich die Geschenke wahrnehmen, die auf dem Weg lagen. Fast ein bisschen staunend ging ich durch den Wald.
Ja, welche Geschenke habe ich angetroffen? Große, wunderbare alte standhafte Bäume, die gute kühle Waldluft. Weiche Böden, manche matschig, manche fest, immer aber irgendwie weich. Wunderschöne Farbspiele in allen Varianten. Das Morgenlicht, das an unterschiedlichen Stellen durch die Bäume fiel und lichtvolle Plätze gestaltete.
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Ganz bescheiden kommt der Wald daher
und hat soviel für uns zu bieten.
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Manchmal habe ich innegehalten, geschaut und den Duft, der in der Luft lag wahrgenommen. Zum Schluss ein freundliches Gespräch mit zwei älteren Frauen und ihren Hunden.
Sicher werden Sie denken, wo war das Besondere? So ein bisschen im Wald rumlaufen.
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Das Besondere entstand durch die Fokuslenkung.
Welche Geschenke finde ich auf diesem Weg?
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Meine Gedanken konnten zur Ruhe kommen. Sie waren beschäftigt mit diesen unglaublich vielen Geschenken, die da auf meinem Weg lagen. Und genau das war es auch, was meinem Körper erlaubte, seine Spannung, seinen alltäglichen Stress für eine Weile loszulassen.
Dieses bewusste Loslassen von Stress, dieses Wahrnehmen und Genießen der einsetzenden Entspannung, das ist es, was uns in den grünen Bereich der Stressskala führt. Üben wir dieses Wahrnehmen häufiger, erinnert sich der Körper und lässt sich leichter in die Entspannung zurückführen, auch mitten im Alltag.
Das Leben scheint immer schneller zu werden, Zeit wird knapp und Stress im Miteinander nimmt zu. Gerade wieder, wenn die Inzidenz, so wie im Moment, ansteigt.
Es macht uns Stress, weil wir uns bedroht fühlen. Da können wir mit guten Argumenten kommen, unser Nervensystem sieht das anders und führt uns schon mal vorab in Kampf- und Fluchtreaktionen. Dazu braucht es Adrenalin und da haben wir ihn, den Stress.
Etwas ganz wichtiges scheint uns dann im Miteinander abhanden zu kommen, die Wertschätzung. Schauen wir ins Fernsehen, schauen wir ins Internet so sind Beschämungen, Entwürdigungen und Respektlosigkeiten an der Tagesordnung.
Aber nicht nur da, fern ab von uns. Sondern auch mitten unter uns, zwischen den Nachbarn, den Kindern, den Eltern, im Team, im Patienten-Arzt Gespräch oder im Gespräch mit der Schulleitung.
Es wird Zeit zum Handeln, zum Bekennen und zum Benennen!
Anfangen können wir nur bei uns selbst. Üben wir uns selbst in der Achtsamkeit und der Stressregulierung öffnet sich die Tür zur Wertschätzung.
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Wertschätzung wirkt Wunder.
&
Wertschätzung gelingt nur im beruhigten Zustand.
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Wertschätzung braucht unser reguliertes Nervensystem. Steigender Stress führt uns über vermehrtes Adrenalin in Kampf-Fluchtreaktionen. Wer sich also um Wertschätzung bemühen möchte, tut gut daran seine Stressregulierung im Auge zu haben.
Auf dieser Basis entwickelt sich der “innere Kompass”, der Wertschätzungs- oder Würdekompass (Udo Baer, G. Frick Baer), der uns anzeigt, wann Entwertung oder Entwürdigung auf den Plan tritt.
Mit ihm werden wir wieder hellhörig und feinfühlig. Erlauben wir uns das.
Und manchmal ist das Spüren von Entwertung auch gar nicht so einfach. Wenn wir beginnen uns für Entwertungen im Miteinander zu öffnen, heißt das auch, wir beginnen uns selbst auch wieder zu spüren. Die Tür zu unseren alten, eigenen Entwertungs- und Entwürdigungsverletzungen beginnt sich zu öffnen.
Wir bemerken, wir sind auch verletzt worden und noch schlimmer, wir sind immer noch verletzbar. Und das schmerzt. Das will versorgt werden. Mit Achtsamkeit, mit Würdigung, mit Liebe. So lange bis es letztendlich heilen kann.
Und dieser Heilungsprozess kann sich lohnen. Für uns selbst und für das Miteinander.
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Häufig entwickelt sich aus der Anerkennung der eigenen Verletzlichkeit,
die Wertschätzung für sich selbst.
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Wenn wir die Auswirkungen von Entwürdigungen und Beschämungen erlebt und erkannt haben, weitet sich unser Blick. Und oftmals wird er milde.
Wir können auf einmal spüren, dass Entwürdigungen und Beschämungen nicht nur ein belangloses Verhalten sind, nicht nur unachtsame Sätze. Wir können jetzt spüren, dass genau diese Sätze etwas mit Macht und Ohmacht zu tun haben.
Und dass sie wirken. Sie wirken. Oftmals über viele Jahre.
Sie kränken und können uns letztlich tatsächlich an Körper und Seele krank machen. Und sie entfernen uns von dem Gefühl der Verbundenheit. Sie lassen uns einsam werden. Wer sind wir schon?
Hilfreich auf dem Weg, Entwürdigungen und Beschämungen zu entdecken, ist die eigene Achtsamkeit. Sie ermöglicht uns das Innehalten und das Spüren.
Wenn wir Entwürdigungen benennen wollen, brauchen wir eine gehörige Portion Mut. Den wünsche ich uns allen. Fassen wir uns ein Herz und beginnen wir. Freundlich und aufrichtig. Hier ist eine Grenze!
Und im freundlichen und klaren Benennen richten wir uns selbst auf. Mit dem “Wertschätzungs-Kompass” als Rückenstärkung.
Schützen und stärken wir uns und unser Miteinander.
https://www.beziehungs-weise-gesund.de/wp-content/uploads/2020/05/autumn-leaves-2453011_1920.jpg12801920Lydia Arndthttps://www.beziehungs-weise-gesund.de/wp-content/uploads/2019/08/lydia-arndt-300x136.pngLydia Arndt2021-08-22 09:00:322021-08-23 16:54:32Weil ich es mir wert bin. Wertschätzung.
Viele Einrichtungen haben Mitarbeiterräume. In den Schulen gibt es das sogenannte Lehrerzimmer. Viele dieser Räume sind schon ganz gemütlich gestaltet. Und es gibt leckeren Kaffee aus der Kaffeemaschine für das kleine Zwischendurch.
Oftmals sind es aber auch die Räume, die gerne und gut frequentiert werden, um sich auszutauschen, über das ein oder andere Problem und berufliche Anliegen zu sprechen. Gut, dass es diese Räume gibt.
Oft ist es hier sehr laut und wuselig. Oft hat man gerade hier keine Chance wirklich zur Ruhe zu kommen.
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Und genau für dieses Bedürfnis nach Ruhe möchte ich Ihnen einen neuen Raum vorstellen, den “Sorgenfrei Raum”.
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Ein Raum, an dem Mitarbeiter sich im Zwischendurch, in der kleinen oder großen Pause aufhalten können und an dem nicht über Arbeit, nicht über Schüler, Kollegen oder Klienten geredet wird. Der Sorgefrei Raum ist ein Raum zum Aufatmen, zum Auftanken, mitten im Arbeitsalltag.
Das ist es, was wir brauchen. Die kleinen, feinen Pausen zwischendurch, die uns ein wirkliches Innehalten ermöglichen. Die uns den Blick nach Innen ermöglichen.
Und nicht nur das, sondern auch das tiefe Wissen darum, dass wir die Qualität unserer Arbeit und die Qualität unserer Gesundheit nicht nur über neue Methoden, sondern vor allem durch mehr Wohlbefinden und besserer Stressbewältigung verändern können.
Ich höre sie schon, die vielen Einwände: “Das ist nicht möglich. Da haben wir keinen Raum für. Wie soll das gehen?”
Bleiben wir doch erstmal bei der Vorstellung und bei dem inneren Bild.
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Ziele sind gut, wenn sie vorstellbar und erreichbar sind.
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Ein “Sorgenfrei Raum” könnte gestaltet werden mit einem schönen Sessel, in einer hübschen Ecke am Fenster, zum Hinausblicken. Es dürfte einen schönen inspirierenden Sprüchekalender, einen ausgewählen Duft, erfrischende Fotos von Urlaubsorten geben oder eben nur die Einladung zur Stille. Einfach mal nichts – für das kleine Zwischendurch.
Die Neurobiologie als auch die Neuroimmunologie zeigt uns sehr genau auf, was wir Menschen brauchen um gesund, kooperativ und leistungsstark zu bleiben. Und es sind vor allem die Auszeiten mitten im Arbeitsalltag.
Das kurze aber wirksame Ankommen bei sich selbst und damit eine Möglichkeit mit dem Nervensystem vom Sympatikus auf den Vagus, den “Ruhenerv” zu wechseln.
Und es wird Zeit, Arbeitsplätze dementsprechend menschlich zu gestalten. Wir brauchen Orte, an denen wir immer wieder zu unserer Lebenskraft zurückfinden und an denen wir wieder zu unseren besten Qualitäten zurückfinden können.
Zeit für ein bewusstes Füreinander.
Mein Vater war Maurer. Als Kind war ich immer sehr stolz auf ihn, wie er braungebrannt von der Arbeit kam. Bis heute schaue ich mir gerne Baustellen mit ihren faszinierenden Kränen an. Ich liebe den Kran, den man in Dortmund Kley von der B1 aus sehen kann, vor allem in der Nacht, weil er dann beleuchtet ist.
Jetzt ist genau gegenüber unserer Wohnung seit einem Jahr eine solche Baustelle. Sie hat mir nicht nur Freude bereitet, weil es ist oftmals laut gewesen. Aber jetzt steht da ein Haus.
Jeden Tag konnte ich zusehen, wie ganz unterschiedliche Menschen an dem Haus arbeiteten. Jeden Tag konnte ich sehen, was wieder dazugekommen war, damit es mal ein Haus mit mehreren Wohnungen wird.
Jetzt ist es fast fertig. Das Dach ist drauf, der Putz ist dran, es fehlt die Farbe.
Gestern als ich es mir nochmal anschaute habe ich die vielen Menschen vor mir gesehen, die miteinander dafür gesorgt haben, das es jetzt hier steht. Sie haben dafür gesorgt, dass demnächst andere Menschen einen Wohnraum finden. Ich kann nur hoffe, dass sie sich der Wesentlichkeit ihrer Arbeit bewusst sind. Ihrer Arbeit für das Miteinander, für die Menschen, für das Leben.
Ohne diese Arbeiter, die sehr oft fröhlich und sich miteinander austauschend an diesem Haus gearbeitet haben, gäbe es dieses Haus nicht. Früher hielt mein Vater oftmals in der Stadt an und sagte, schau mal das Haus haben wir gebaut.
Der ehrwürdige Mönch und spirituelle Lehrer Tich Nhat Hanh beschreibt es mit seinen Worten:
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Und es fällt uns nicht mehr auf.
Ich bemerkte gerade, wie selten ich die Arbeit anderer Menschen für mich überhaupt noch wahrnehme und schätze. Wie selten nehme wirklich wahr, das all die Dinge, die mir bereitstehen von Menschen gemacht werden?
Hab ich unsere neue Wohnung betreten und an die Arbeit gedacht, die in diesem Haus steckt? Und oftmals sehr ehrliche und anstrengende Arbeit. Nein, ich habe den Ausblick bewundert und das schöne Badezimmer.
Gerade aber, weiß ich auch dieses Haus zu schätzen. Da haben Männer, manchmal auch Frauen, geschuftet und ich habe meinen Nutzen davon.
Was ich sagen will, vielleicht ist es an der Zeit wieder mehr wahrzunehmen, was wir uns gegenseitig schenken, was für auch füreinander leisten. Das verändert die Arbeit. Das verändert den Blick für das, was alles da ist. Das erhöht den Wert.
Und all das gilt nicht nur für die Bauarbeiter, es gilt für die Bäckereifachverkäuferin, für die Ärzte, die Krankenschwester, die Erzieherin, den Lehrer. Wir arbeiten für Geld und wir arbeiten für die anderen, für das Leben.
Und vielleicht macht uns Pädagogen die Vorstellung, dass Kinder immer etwas von uns mit in ihr Leben tragen die Arbeit machmal leichter. Dass sie es vielleicht sogar weitergeben an ihre Kinder. Und das wiederum bedarf dringend der Wertschätzung. Was für eine wesentliche Arbeit.
Vielleicht können wir es uns wieder mehr bewusst machen dieses “Füreinander”. Aber das reicht noch nicht. Wir müssten es auch aussprechen. Öfter mal. Immer wieder. Ganz oft.
Ich glaube, es passt gut in diese Zeit.
Was Erzieher/Innen und Lehrer/Innen gut gebrauchen können.
Schulen und Kitas haben eines gemeinsam, es ist immer etwas los. Pädagogen sind eigentlich immer in der Begegnung, im Kontakt mit anderen Menschen, kleinen oder großen.
Das ist anstrengend und herausfordernd. Erzieher/Innen arbeiten in der Regel zu zweit in einer Gruppe, Lehrer/Innen arbeiten als sog. Einzelkämpfer in ihrer Klasse.
Was brauchen nun Pädagogen, um immer wieder in die Ruhe und die Kraft zu finden. Sie brauchen Phasen in denen sie die Möglichkeit haben das eigene Nervensystem immer mal wieder zu beruhigen, sie brauchen Phasen um herunterzufahren.
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Ein Ruheraum könnte dabei hervorragend helfen. Ich habe hier schon mal über den Sorgenfreiraum geschrieben. Heute möchte ich Ihnen noch eine andere Möglichkeit zur Beruhigung oder zur Regulation vorstellen, das unterstützende Team.
Wir wissen heute aus der Neurobiologie, dass Menschen sich gegenseitig regulieren können. In meinen Fortbildungen höre ich auf die Frage, was hilft ihnen, wenn Sie gestresst sind: Ich erzähle es meiner Kollegin und die hört zu. Oder ich rufe meinen Mann an. Dann geht es mir besser.
Andere, uns vertraute Menschen sind wichtig und sie können uns helfen mit großen Herausforderung umzugehen und besser mit ihnen zurechtzukommen.
Deshalb wäre es wichtig in pädagogischen Einrichtungen für eine gute Teamkultur zu sorgen. Eine gute Teamkultur heißt, wir nehmen folgendes in den Fokus:
Wie führen wir Gespräche wertschätzend? Wie können wir uns mehr Freundlichkeit zeigen? Wie entwickeln wir mehr Gelassenheit für Fehler? Wie entwickeln wir gegenseitiges Wohlwollen? Wie stärken wir das Verantwortungsgefühl füreinander?
Und ganz besonders wichtig:
.
.
Das alles geht nicht auf Knopfdruck, vielleicht klappt es erst in kleinen Gruppen. Vielleicht braucht es die Frage, bei wem man sich aufgehoben fühlt.
Es geht ja um Teamkultur und Kultur braucht Zeit und Engagement. Und es heißt Teamkultur und dennoch darf die Führungskraft beginnen.
Lassen Sie mich noch ergänzen, hilfreich wären veränderte Arbeitsstrukturen, sagen wir menschlichere Arbeitsstrukturen für Pädagogen.
Dennoch es lohnt sich zu beginnen. Es steckt viel drin in einer guten Teamkultur für die Mitarbeitenden und auch für die Kinder und die Eltern. Denn Teams, die sich gegenseitig unterstützen, regulieren sich gegenseitig. Sie verändern ihre Stimmung und machen Atmosphäre.
Je mehr Menschen im System gut reguliert sind, desto besser für die pädagogische Arbeit und nicht zuletzt für unser Wohlbefinden, für unsere Gesundheit.
Wir können nicht den ganzen Tag gut reguliert sein, verstehen Sie mich nicht falsch. Es geht auf der Stressskala immer mal wieder auf und ab. Der erste Schritt ist, sich dessen bewusst zu werden und zu wissen, es gibt sie die Möglichkeiten.
Die Möglichkeit sich selbst und die Möglichkeit sich mit anderen zu regulieren.
Und besser durch den Tag zu kommen.
Friedliche Momente sammeln
In Zeiten wie diesen, in denen wir am frühen Morgen die Zeitung aufschlagen und uns nur ängstigende Nachrichten erwarten, ist es gar nicht so einfach in der eigenen Ruhe und Gelassenheit zu bleiben.
Heute Morgen, nachdem ich meine Zeitung studiert hatte und ein bisschen bedröppelt aus dem Haus gehen wollte, bemerkte ich schon im Hausflur das schöne Herbstlicht. Die frühe Morgensonne schien auf die gegenüberliegende Wiese, mit ihren alten Bäumen und den weidenden Schafen darauf. Es zeigte sich mir ein ganz idyllisches Bild. Hier gab es sie, die Ruhe und die Gelassenheit, nach der wir uns in diesen Zeiten so sehnen. Hier, in diesem Moment schenkte sich mir eine ganz besondere Atmosphäre. Hier empfand ich Sicherheit, hier empfand ich Frieden.
Und ich vergaß das, was ich zuvor gelesen hatte für diesen kleinen Moment und wurde beim Betrachten ruhiger und hoffnungsfroher.
Da kam ich auf die Idee. Ich werde in den nächsten Wochen friedliche Momente im Außen sammeln, um den Frieden und die Ruhe in mir zu stärken.
Wie kann das gehen, fragen Sie sich vielleicht. In meinen Fortbildungen erzähle ich immer von Fokuslenkung. Ich kann entscheiden, worauf ich meinen Fokus lenke. Zugegeben unser Gehirn zieht es von Natur aus schneller zu all den uns umgebenden Gefahren. Und das ist auch manchmal gut so, will es doch unser Überleben sicher stellen. Schöne und gerade auch die friedlichen Momente gleiten dann einfach an uns ab.
Erst durch die bewusste Wahrnehmung, durch das Vornehmen – Ich will mal friedliche Momente sammeln – haben wir die Chance, dass wir solche Momente in dem ganzen Wirrwarr entdecken, dass etwas davon in unserer Wahrnehmung ankommt. Schenken Sie sich am besten ein Anhalten, ein Innehalten, schenken Sie sich diese friedlichen Momente.
Lächelnde im Spiel vertiefte Kinder; Katzen, die in der Sonne liegen; das Herbstlicht, wie es sanft durch die Bäume scheint; die warme Decke, die sie vor dem Aufstehen nochmal spüren können; ein liebevoll angerichtetes Frühstück; der vor Freude explodierende Hund; das freudige Strahlen in den Augen eines Freundes. Ach, was schreib ich. Sie alle kennen diese Augenblicke. Wir alle kennen diese kleinen friedlichen Momente.
Diese kleinen, friedlichen Momente mit ihrer großen Wirkung. Es sind diese kleinen Momente, die uns helfen die ängstliche oder wütende Aufregung im eigenen Inneren immer wieder zu regulieren. Diese kleinen Momente, die unser strapaziertes Nervensystem immer wieder beruhigen können und unsere Resilienz stärken.
Oder anders gesagt, diese kleinen Momente, die unsere Seele nähren. Was brauchen wir anderes in diesen Zeiten.
Beruhigend ist es auch, wenn wir sie teilen – mit anderen – unsere friedlichen Momente. In der Familie, mit Freunden, im Team.
mindful morning walking
Heute Morgen bin ich seit längerem mal wieder zum Walking aufgebrochen. Und es hat sich gelohnt. Beim Walken habe ich mein “mindful morning walking” ausprobiert.
Die, die mich kennen wissen, ich arbeite gerne mit der Kraft des Nervensystems. Und mein mindful morning walking hat was für mein Nervensystem getan. Es hat mich beruhigt, es hat mich für eine ganze Zeit lang ruhig und friedlich gemacht, es hat mich beseelt.
Ich bin in einem mir angenehmen Tempo durch den Wald gewalkt. Häufig treibe ich mich an, weil ich denke, es müsse doch schneller sein. Heute lag mein Fokus ganz auf dem Genuss.
Achtsam, in meinem Tempo konnte ich die Geschenke wahrnehmen, die auf dem Weg lagen. Fast ein bisschen staunend ging ich durch den Wald.
Ja, welche Geschenke habe ich angetroffen? Große, wunderbare alte standhafte Bäume, die gute kühle Waldluft. Weiche Böden, manche matschig, manche fest, immer aber irgendwie weich. Wunderschöne Farbspiele in allen Varianten. Das Morgenlicht, das an unterschiedlichen Stellen durch die Bäume fiel und lichtvolle Plätze gestaltete.
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Manchmal habe ich innegehalten, geschaut und den Duft, der in der Luft lag wahrgenommen. Zum Schluss ein freundliches Gespräch mit zwei älteren Frauen und ihren Hunden.
Sicher werden Sie denken, wo war das Besondere? So ein bisschen im Wald rumlaufen.
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Meine Gedanken konnten zur Ruhe kommen. Sie waren beschäftigt mit diesen unglaublich vielen Geschenken, die da auf meinem Weg lagen. Und genau das war es auch, was meinem Körper erlaubte, seine Spannung, seinen alltäglichen Stress für eine Weile loszulassen.
Dieses bewusste Loslassen von Stress, dieses Wahrnehmen und Genießen der einsetzenden Entspannung, das ist es, was uns in den grünen Bereich der Stressskala führt. Üben wir dieses Wahrnehmen häufiger, erinnert sich der Körper und lässt sich leichter in die Entspannung zurückführen, auch mitten im Alltag.
Probieren Sie es aus.
Resilienz
“Beurteile mich nicht nach meinem Erfolg. Beurteile mich danach, wie oft ich hingefallen und wieder aufgestanden bin.”
Nelson Mandela
Weil ich es mir wert bin. Wertschätzung.
Das Leben scheint immer schneller zu werden, Zeit wird knapp und Stress im Miteinander nimmt zu. Gerade wieder, wenn die Inzidenz, so wie im Moment, ansteigt.
Es macht uns Stress, weil wir uns bedroht fühlen. Da können wir mit guten Argumenten kommen, unser Nervensystem sieht das anders und führt uns schon mal vorab in Kampf- und Fluchtreaktionen. Dazu braucht es Adrenalin und da haben wir ihn, den Stress.
Etwas ganz wichtiges scheint uns dann im Miteinander abhanden zu kommen, die Wertschätzung. Schauen wir ins Fernsehen, schauen wir ins Internet so sind Beschämungen, Entwürdigungen und Respektlosigkeiten an der Tagesordnung.
Aber nicht nur da, fern ab von uns. Sondern auch mitten unter uns, zwischen den Nachbarn, den Kindern, den Eltern, im Team, im Patienten-Arzt Gespräch oder im Gespräch mit der Schulleitung.
Es wird Zeit zum Handeln, zum Bekennen und zum Benennen!
Anfangen können wir nur bei uns selbst. Üben wir uns selbst in der Achtsamkeit und der Stressregulierung öffnet sich die Tür zur Wertschätzung.
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Wertschätzung braucht unser reguliertes Nervensystem. Steigender Stress führt uns über vermehrtes Adrenalin in Kampf-Fluchtreaktionen. Wer sich also um Wertschätzung bemühen möchte, tut gut daran seine Stressregulierung im Auge zu haben.
Auf dieser Basis entwickelt sich der “innere Kompass”, der Wertschätzungs- oder Würdekompass (Udo Baer, G. Frick Baer), der uns anzeigt, wann Entwertung oder Entwürdigung auf den Plan tritt.
Mit ihm werden wir wieder hellhörig und feinfühlig. Erlauben wir uns das.
Und manchmal ist das Spüren von Entwertung auch gar nicht so einfach. Wenn wir beginnen uns für Entwertungen im Miteinander zu öffnen, heißt das auch, wir beginnen uns selbst auch wieder zu spüren. Die Tür zu unseren alten, eigenen Entwertungs- und Entwürdigungsverletzungen beginnt sich zu öffnen.
Wir bemerken, wir sind auch verletzt worden und noch schlimmer, wir sind immer noch verletzbar. Und das schmerzt. Das will versorgt werden. Mit Achtsamkeit, mit Würdigung, mit Liebe. So lange bis es letztendlich heilen kann.
Und dieser Heilungsprozess kann sich lohnen. Für uns selbst und für das Miteinander.
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Wenn wir die Auswirkungen von Entwürdigungen und Beschämungen erlebt und erkannt haben, weitet sich unser Blick. Und oftmals wird er milde.
Wir können auf einmal spüren, dass Entwürdigungen und Beschämungen nicht nur ein belangloses Verhalten sind, nicht nur unachtsame Sätze. Wir können jetzt spüren, dass genau diese Sätze etwas mit Macht und Ohmacht zu tun haben.
Und dass sie wirken. Sie wirken. Oftmals über viele Jahre.
Sie kränken und können uns letztlich tatsächlich an Körper und Seele krank machen. Und sie entfernen uns von dem Gefühl der Verbundenheit. Sie lassen uns einsam werden. Wer sind wir schon?
Hilfreich auf dem Weg, Entwürdigungen und Beschämungen zu entdecken, ist die eigene Achtsamkeit. Sie ermöglicht uns das Innehalten und das Spüren.
Wenn wir Entwürdigungen benennen wollen, brauchen wir eine gehörige Portion Mut. Den wünsche ich uns allen. Fassen wir uns ein Herz und beginnen wir. Freundlich und aufrichtig. Hier ist eine Grenze!
Und im freundlichen und klaren Benennen richten wir uns selbst auf. Mit dem “Wertschätzungs-Kompass” als Rückenstärkung.
Schützen und stärken wir uns und unser Miteinander.
Sorgenfrei Raum
Viele Einrichtungen haben Mitarbeiterräume. In den Schulen gibt es das sogenannte Lehrerzimmer. Viele dieser Räume sind schon ganz gemütlich gestaltet. Und es gibt leckeren Kaffee aus der Kaffeemaschine für das kleine Zwischendurch.
Oftmals sind es aber auch die Räume, die gerne und gut frequentiert werden, um sich auszutauschen, über das ein oder andere Problem und berufliche Anliegen zu sprechen. Gut, dass es diese Räume gibt.
Oft ist es hier sehr laut und wuselig. Oft hat man gerade hier keine Chance wirklich zur Ruhe zu kommen.
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Ein Raum, an dem Mitarbeiter sich im Zwischendurch, in der kleinen oder großen Pause aufhalten können und an dem nicht über Arbeit, nicht über Schüler, Kollegen oder Klienten geredet wird. Der Sorgefrei Raum ist ein Raum zum Aufatmen, zum Auftanken, mitten im Arbeitsalltag.
Das ist es, was wir brauchen. Die kleinen, feinen Pausen zwischendurch, die uns ein wirkliches Innehalten ermöglichen. Die uns den Blick nach Innen ermöglichen.
Und nicht nur das, sondern auch das tiefe Wissen darum, dass wir die Qualität unserer Arbeit und die Qualität unserer Gesundheit nicht nur über neue Methoden, sondern vor allem durch mehr Wohlbefinden und besserer Stressbewältigung verändern können.
Ich höre sie schon, die vielen Einwände: “Das ist nicht möglich. Da haben wir keinen Raum für. Wie soll das gehen?”
Bleiben wir doch erstmal bei der Vorstellung und bei dem inneren Bild.
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Ein “Sorgenfrei Raum” könnte gestaltet werden mit einem schönen Sessel, in einer hübschen Ecke am Fenster, zum Hinausblicken. Es dürfte einen schönen inspirierenden Sprüchekalender, einen ausgewählen Duft, erfrischende Fotos von Urlaubsorten geben oder eben nur die Einladung zur Stille. Einfach mal nichts – für das kleine Zwischendurch.
Die Neurobiologie als auch die Neuroimmunologie zeigt uns sehr genau auf, was wir Menschen brauchen um gesund, kooperativ und leistungsstark zu bleiben. Und es sind vor allem die Auszeiten mitten im Arbeitsalltag.
Das kurze aber wirksame Ankommen bei sich selbst und damit eine Möglichkeit mit dem Nervensystem vom Sympatikus auf den Vagus, den “Ruhenerv” zu wechseln.
Und es wird Zeit, Arbeitsplätze dementsprechend menschlich zu gestalten. Wir brauchen Orte, an denen wir immer wieder zu unserer Lebenskraft zurückfinden und an denen wir wieder zu unseren besten Qualitäten zurückfinden können.
Von da aus geht´s los. Von da aus geht´s weiter.